Fragen zur OB Wahl
Der Griebnitzsee ist ein bedeutendes Natur- und Kulturerbe Potsdams. Seit Jahrzehnten engagieren sich Bürgerinnen und Bürger für den freien und öffentlichen Zugang zum Uferweg.
Anlässlich der Oberbürgermeisterwahl 2025 möchten wir, der Verein „Griebnitzsee für alle e. V.“, von Ihnen wissen, wie Sie zu den zentralen Fragen rund um den Griebnitzsee stehen – und welche Maßnahmen Sie als Oberbürgermeisterin oder Oberbürgermeister ergreifen würden.
1. Persönliche Verbindung zum Griebnitzsee
Haben Sie den Griebnitzsee schon einmal persönlich besucht oder sind dort spazieren gegangen? Welche Eindrücke haben Sie mitgenommen?
Selbstverständlich, nicht nur einmal sondern über Jahre (also nach der Überwindung der kommunistischen Gewaltherrschaft auf deutschem Boden) viele Male.
So mich meine Erinnerungen nicht trügen, bin ich auf dem ursprünglichen Uferweg entlang gegangen. Hier führten mich meine Schritte am Mahnmal und Mauerrest vorbei, über die Anlegestelle, am Hotel entlang und noch weiter.
Als indigener Berliner nehme ich die freie Bewegung im städtischen Raum als hohes Gut wahr und wundere mich sehr, dass die Stadt es über die Jahre nicht geschafft hat, diesen wertvollen Raum zu sichern.
Eine ähnliche Situation findet sich ja auch in Groß Glienicke, mit m.E. schlimmeren Auswirkungen.
2. Historisches Verständnis
Wie gut kennen Sie die Geschichte des Uferwegs am Griebnitzsee – insbesondere seine öffentliche Nutzung vor, während und nach der deutschen Teilung?
Als gelegentlicher Besucher gehen historische, oder lokale Details oft an einem vorbei. Mein historisches Grundverständnis sagt mir aber, dass der Uferweg Teil der Grenzsicherung gewesen sein dürfte.
Er hat also eine lange Phase der Trennung schon erlebt. Das sollte sich in Zukunft ändern. Das Areal und der Weg ist dazu geeignet, öffentlicher Raum zu sein.
Dafür habe ich als Stadtverordneter auch immer gestimmt, wenn es Thema wurde.
3. Politisches Engagement für den Uferweg
Werden Sie sich als Oberbürgermeister/in dafür einsetzen, dass der Uferweg am Griebnitzsee wieder vollständig öffentlich zugänglich wird? Wenn ja: Welche konkreten Maßnahmen planen Sie? Sind Sie in Kontakt mit der Uferbeauftragten Frau Hartleb und der Arbeitsgruppe Griebnitzsee, die die Stadt eingerichtet hat?
Ein klares JA! Die Maßnahme dürften sich ergeben, wenn ich mir die nicht öffentlichen Unterlagen genau durchgelesen habe. Nach der Wahl!
Frau Hartleb und die Arbeitsgruppe kann schon mal anfagen, eine Powerpoint mit den wichtigsten Fakten zu erstellen. 400 Folien sollten dafür ausreichen.
4. Städtebauliche Verantwortung
Warum ist die Stadt Potsdam bislang mit ihren Bebauungsplan-Vorhaben am Griebnitzsee gescheitert? Welche Lehren ziehen Sie daraus?
In vielen Lebensbereichen gilt: Einmal mit Profis arbeiten!
Ich wähle nach Aktensichtung einen anderen Ansatz.
Also nach den 400 Folien und weiteren 4 Liter Kaffee.
5. Eigentums- und Zuständigkeitsfragen
Wissen Sie, dass etwa 50 % der Flächen am Griebnitzsee im Eigentum der Stadt Potsdam stehen? Welche Möglichkeiten sehen Sie, dieses Eigentum aktiv zum Wohle der Allgemeinheit zu nutzen?
Das ist mir bekannt und soweit ich mich erinnere (fällt manchmal schwer, weil im Potsdam so viele Dinge in der Schwebe sind), gab es einen Vorschlag, diese Stücke mit schwimmenden Wegen zu verbinden.
Das würde ich gern qualifizieren und zur Eröffnung eine Prozession und ein Rollstuhlrennen veranstalten.
6. Flächenübertragungen nach der Wende
Warum wurden nach der Wiedervereinigung große Teile des Seeufers als „Militärflächen“ deklariert und dem Bund zugeordnet – und nicht der Stadt Potsdam? Wie bewerten Sie das heute?
Nach der Wende sind viele Dinge unsinnig geregelt worden. Dieser Umstand zählt dazu.
7. Verfassungsrechtlicher Anspruch
Stehen Sie zu Art. 40 Abs. 3 der Landesverfassung Brandenburg, wonach Seeufer für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen? Wie setzen Sie diesen Anspruch konkret um?
Absolut! Ich würde erst einmal eine Arbeitsgruppe mit den bisher damit Beschäftigen gründen, um parallel, mit Experten, in Ruhe eine Lösung erarbeiten zu können.
Vielleicht ist diese Arbeitsgruppe über einen permanenten Videostream zu beobachten.
8. Potsdamer Konferenz – kulturelles Erbe g
Im Jahr 2025 jährt sich die Potsdamer Konferenz zum 80. Mal. Welche historischen Tagungsorte im Stadtgebiet sind Ihnen bekannt – und welche Rolle spielt der Griebnitzsee aus Ihrer Sicht dabei?
Die Villa Adlon. Das Haus der Wannsee Konferenz. Die Meierei im Neuen Garten.
Historische Orten bieten auch immer die Möglichkeit der Instrumantalisierung für irgendwas.
Der Griebnitzsee sollte seine Rolle als naturnaher Raum und Ort für Mensch und Natur finden dürfen.
9. Ihre persönliche Vision
Wie stellen Sie sich die Zukunft des Griebnitzsee Ufers vor? Welche Balance sehen Sie zwischen Denkmalschutz, Eigentumsrechten und öffentlichem Zugang, insbesondere in Anbetracht der historischen Bedeutung des Griebnitzsee Ufers, und des großen öffentlichen Interesses an einer Zugänglichkeit des Ufers ?
Das Ufer bleibt da wo es ist! Hier sehe ich keine Kompromisse.
Der öffentliche Zugang ist mit Verweis auf Art. 40 Abs. 3 der Landesverfassung Brandenburg absolutes Ziel.
Eine Chance für Balancen sehe ich eher bei den zukünftigen Paddle Board Yoga Kursen auf dem Griebnitzsse.
Der Denkmalschutz wird sich unter meiner Führung mit Sicherheit irgendwie einfügen.
Die Fragen stellte:
Vorstand des Vereins Griebnitzsee für alle e. V.
Dr. Walter Raffauf/Susanne Ahlefelder-Potthast
www.griebnitzseeufer.de